Marijke Debatin
Gabriele Franziska Götz
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2008 – 2020
Der eigene Schnack – vier Erzählungen freireisender Wandergesellinnen
Die Wanderschaft oder die Walz – gemeint ist eine Reise, auf die sich (Bau)Handwerker aus einer bestimmten Tradition heraus nach der Lehrzeit begeben können – wird in der gängigen Literatur ausschließlich in einem historischen Kontext gelesen. Dass ebenso Frauen ein Handwerk erlernen und nach der Lehre auf Reisen gehen, bleibt in dieser Sichtweise meist unterschlagen.
So ist meine Examensarbeit ein Versuch auf zwei verschiedenen Ebenen einen neuen Blick auf die Wanderschaft zu werfen:
Einerseits kommen auf einer persönlichen Ebene vier reisende/gereiste Handwerkerinnen zu Wort. In ihrer eigenen Sprache berichten sie über ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf der Walz.
Durch die Gestaltung habe ich versucht für die Erzählungen einen intimen Raum zu schaffen und gleichzeitig jede Sichtweise individuell hervorzuheben.
Darüber hinaus nähere ich mich in einer theoretischen Einführung der Wanderschaft in Bezugnahme auf die Erzählungen aus soziologischer Perspektive. Ausgegangen bin ich von der Fragestellung wie der eigene Werdegang in einer fragilen und schnelllebigen Umwelt dennoch als eine zusammenhängende Geschichte erfahren werden kann?
Denn mögen die Erzählungen alle noch so unterschiedlich sein, sie haben doch im Grundton einige Gemeinsamkeiten: Bei der Wanderschaft handelt es ich um eine identitätsstiftende Reise, durch die die Gesellinnen ihrem Leben biographisch eine spezifische Ausrichtung geben. Sie werden Teil der Gesellzwelt, indem sie die präformierte Rolle und damit die Identität des Gewerks für sich übernehmen, dabei aber auch der Gesellzwelt eine neue Prägung geben. Als Frauen auf Wanderschaft brechen sie mit dem traditionell männlich dominierten Kurs des Gewerks, woraus beide, die Gesellzwelt als Institution wie auch die Gesellinnen selbst, nicht unverändert hervorgehen.